Es war in Paris, zu Anfang des 19. Jahrhunderts, vielleicht 1820 oder 1825.
Man weiss das Datum nicht genau, jedenfalls arbeitete in jener Stadt neben hunderten von anderen ein Färbermeister namens Jolly Belin und wie die anderen Meister auch, so hatte er einen Lehrling beschäftigt. Doch dieser Lehrling war ungeschickter als die anderen; er stiess nämlich eines Tages die Terpentinöllampe um, und so ergoss sich das Öl über den gerade auf dem Tisch liegenden Uniformrock. Welch ein Unglück! Die wertvolle Uniform! Aber Meister Belin rettete das teure Stück, indem er das Terpentinöl sorgfältig abtupfte und die Uniform dann zum Trocknen ins Freie hängte. Doch welche Überraschung, als die Uniform trocken war. Die mit Terpentinöl übergossenen Stellen waren sauber, die anderen nicht. Und jetzt erfolgte die historische Tat des Meisters Belin.

Er sagte sich, wenn schon mit Terpentinöl einige Stellen sauber werden, warum dann nicht die ganze Uniform in Terpentinöl stecken? Und so geschah es auch. Der Erfolg war für damalige Verhältnisse verblüffend. Die Uniform war sauber und vor allen Dingen war der Stoff noch glatt, obwohl die Uniform vor dem Reinigen nicht zertrennt worden war. Die Chemischreinigung war geboren.

Ob sich diese Geschichte so oder ähnlich ereignet hatte, ist nicht mit Sicherheit bekannt. Fest steht jedoch, dass Jolly Belin bereits im Jahre 1825 in Paris eine gutgehende Chemischreinigung betrieben hatte.

Das von Belin verwendete Terpentinöl als Lösemittel hatte aber nicht nur Vorteile, sondern auch einige schwerwiegende Nachteile. Deshalb probierten die Chemischreiniger die neuen, von der aufstrebenden Chemie erzeugten Lösemittel aus. Zuerst wurde mit Benzol gereinigt, dann gegen Mitte des 19. Jahrhunderts mit Schwerbenzin.

Mit diesem Schwerbenzin haben auch die Pioniere der Chemischreinigung gearbeitet. Die Namen Judin und Spindler müssen hier an erster Stelle erwähnt werden. Aber auch einige Mitgliedsfirmen der Forschungsstelle Chemischreinigung existierten bereits zur Mitte des 19.Jahrhunderts und haben durch konstruktives Denken und zielstrebige Unternehmensführung massgebend dazu beigetragen, den Fortschritt in der Chemischreinigung zu beschleunigen.

Der für die Chemischreinigung entscheidende Schritt erfolgte mit der Einführung der unbrennbaren Lösungsmittel zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Maschinentechnik begann gleichzeitig spezielle, auf die Anwendung dieser Lösungsmittel abgestimmte Reinigungsmaschinen zu bauen. So vollzog sich dann Schritt für Schritt die Verbesserung der Reinigungsverfahren, wozu die chemische Hilfsmittelindustrie durch hochwirksame Reinigungsverstärker massgebend beitrug.

Heute verfügt die Textilreinigungsbranche über verschiedene Lösungsmittel und eine ausgewählte Palette an spezifischen Hilfsmitteln. Technisch ausgereifte Reinigungsmaschinen, wie sie heute verwendet werden, bieten den allerhöchsten Standart im Unweltschutz. Die Computersteuerungen dieser Maschinen bieten auch die Gewähr, dass die Textilien gründlich aber doch schonend gereinigt werden.

Sachgemässe Textilreinigung trägt wesentlich zur Werterhaltung der Kleidung bei!